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Das Pellegrini Team reist quer durch Norditalien

Piemont – Paolo Manzone

Im Land des Barolo, des Trüffels und der Haselnüsse

 

Im Herzen der sanften Hügellandschaft der Langhe, in der kleinen Gemeinde Serralunga d´Alba, befindet sich das 14 ha große Weingut von Paolo und Luisella Manzone. Dort ist die Heimat des Barolo – der Rotwein, der zu den Renommiertesten Italiens gehört. Zwischen den Weinbergen der Cru Lage Meriame schmückt das schöne, vor 300 Jahren gebaute Anwesen – mit 9 angeschlossenen, liebevoll eingerichteten Gästezimmern – das Landschaftsbild in romantischer Atmosphäre. Im Weingut angekommen wurden wir herzlichst von Paolo und Luisella empfangen und direkt auf eine kleine Tour durch ihre Weinberge geführt. Die Weinbergslage Meriame ist 8.5 ha groß und macht mehr als die Hälfte der Fläche des Weinguts aus. Zwar ist diese Lage noch nicht sehr berühmt, sie hat aber eine ausgezeichnete Südwest-/ Westlage! Sie ist größtenteils mit der Nebbiolo-Rebe bestockt, die – genauso wie der Pinot Noir – die Charaktereigenschaften des Terroirs am besten zum Ausdruck bringen kann. Die Böden der Langhe sind durch eine frühe tektonische Anhebung des Meeresgrundes geprägt, wodurch der Boden des kalkreichen Mergels zum überwiegenden Teil aus Sandstein, Ton und Kalksedimenten besteht. Diese Bodeneigenschaften haben gerade für das heiße und trockene Klima in den Sommermonaten große Vorteile. Der Ton ist in der Lage Wasser und Nährstoffe vor Auswaschung zu halten, der Kalk dagegen fördert die Kapillarität und sorgt für einen hohen pH-Wert. Zusammen mit einem sehr guten Mikroklima, schafft diese Lage beste Voraussetzungen um die Charakteristiken des Serralungas hervorzubringen: Weine, die Ausdrucksstark und Elegant zugleich sind.

The Green Experience und die Arbeit im Keller

Paolo Manzone erzählt mit einer fesselnden Begeisterung! Man spürt: Er lebt, was er sagt!

Paolo erklärt, dass er sich vor 4 Jahren der lokalen Organisation „The Green Experience“ angeschlossen hat. Über 80% der Weingüter aus der Region Langhe und Roero haben sich hierfür zusammengeschlossen und setzen gemeinsam auf nachhaltigen Weinbau, Biodiversität, Artenschutz und umweltfreundliche Bewirtschaftung. Paolo kann bereits jetzt einen positiven Einfluss beobachten: ursprüngliche Gräser werden wieder heimisch. Im Anschluss der Weinbergsbesichtigung durften wir in das Herzstück des Weinguts sehen – den Keller. Paolo erklärt, dass es ihm von größter Wichtigkeit ist nur vollreife und gesunde Trauben zu verarbeiten. Deshalb werden bei ihm die Trauben doppelt begutachtet und durch Handlese sowie auf dem Sortierband selektiert. Anschließend werden die einzelnen Lagen separat ausgebaut. Um den Erhalt der Frucht des Nebbiolos und die Typizität des Terroirs beizubehalten, nutzt Paolo nie ausschließlich neue Holzfässer für seine Weine. Ein Wasserschacht sorgt in seinem Keller für eine optimale Luftfeuchtigkeit, für die Reifung in den Holzfässern. Besonders auffällig waren hier die birnenförmigen Amphoren. Weine die Paolo hier lagert entwickeln eine eigene Dynamik, wodurch der Wein in sanfter Bewegung die Feinhefe in der Schwebe hält. Superiorweine, die eine Mindestreifezeit von 5 Jahren aufweisen müssen, lagert Paolo zum Beispiel 3 Jahre in diesen Amphoren.

Barolo Meriame

 

Der Barolo Meriame „Cru“ kommt aus einem Weinberg, der vor 70 Jahren von Luisellas Großvater angepflanzt wurde. In dieser Lage – so Paolo – gewinnt er sehr geringe Erträge von maximal 4000 Kg pro Hektar, wobei die Beeren klein und das Aroma extrem konzentriert werden. Die tiefen Wurzeln transportieren ausreichend Nährstoffe und Wasser, weshalb die Rebe sehr gut versorgt wird. Zwar sind die Erträge gering, aber das Ergebnis kann sich zeigen lassen! Neben vielen fantastischen Weinen des Weinguts, bekamen wir den Jahrgang 2015 des Barolo Meriame „Cru" zum Verkosten. Fruchtig, gehaltvoll, mit einer schönen Reife und einer klaren Säurestruktur, verschönerte uns dieser Wein den Abend zu einer fantastischen, regionalen Käseplatte. Der Barolo Meriame war hierbei noch nicht mal in seiner vollsten Vollendung – er bringt noch ausreichend Lagerpotential mit. Ein Highlight unseres Besuchs bei Paolo Manzone.

Vielen Dank!

 

Paolo Manzone begeisterte uns – vom ersten Augenblick an – mit seiner authentischen Art, seinem Enthusiasmus und natürlich mit seinen fantastischen Weinen. Ein Winzer, der mit vollem Herzen dabei ist und durch die Bank ausdrucksstarke, elegante sowie vom Terroir geprägte Weine hervorbringt. 

Piemont – Lo Zoccolaio und Villa Lanata

Lo Zoccolaio

Nur wenige Kilometer weiter nördlich - direkt am Bricco di Barolo und in Sichtweite des Castello von Barolo - steht das Weingut Lo Zoccolaio. Das alte Haus des Schuhmachers umschließt eine große, alte Weißpappel im Zentrum, welche der Inhaber Gianni Martini vor vielen Jahren pflanzte und heute die edlen Etiketten des Weinguts ziert. Der Kellermeister Massimo Marasso nahm sich viel Zeit für uns seine Arbeit zu verstehen. Jede einzelne Parzelle baut er separat aus, um die Besonderheit jeder Lage zu betonen. Erst nach der Gärung verkostet er die Weine und bringt sie in ihrer Perfektion zusammen. Wir durften so verschiedene Lagen und autochthone Rebsorten wie Nebbiolo, Barbera oder Corstese aus verschiedenen Jahrgängen einzeln verkosten und konnten so ein umfassendes Bild des Entstehungsprozesses der Weine erhalten.

Villa Lanata

Auch im Besitz der Familie Martini, besuchten wir die Villa Lanata. Das eindrucksvolle Gebäude wurde 1880 von Kardinal Giovanni Battista Lanata aus Genua erbaut. Familie Martini erfüllte sich einen lang ersehnten Traum, indem sie hier einen besonderen Platz fanden, wo sie ihre Weine aus den eigenen Familien-Weinbergen lagern konnten. Das liebevoll gepflegte Anwesen befindet sich inmitten der sanften Hügellandschaft der Langhe, dort wachsen die Rebsorten Moscato Bianco in den besten Hanglagen und auch etwas Chardonnay. Im Restaurant „Trattoria della Posta da Camulin“ (sehr zu empfehlen: einfache, rustikale, regionale und qualitativ hochwertige Küche) durften wir dann in den Genuss kommen mit dem Moscato d´Asti anzustoßen. Die Trauben des Moscatos stammen von den Weinbergen direkt um die Villa Lanata. Fruchtbetont, finessenreich, elegant, feminin mit einer knackigen Säure und einer feinen Perlage - perfekt für den Einstieg! Auch probierten wir „La Toledana DOCG Gavi di Gavi“ als vertikale Weinprobe von den Jahrgängen 2016, 2017 und 2018. Überrascht waren wir von der Perfektion des 2016er Jahrgangs, der nun aber leider ausverkauft ist. Knapp dahinter überzeugte uns allerdings auch der Jahrgang 2017 - erneut. Dieser ist sehr lebendig, vielschichtig, jung und fängt jetzt an seinen Höhepunkt zu erreichen. Der 2018er Jahrgang – in Spätlesequalität – wird noch etwas Zeit zum Reifen brauchen, aber ist dafür besonders langlebig. Wir sind sehr dankbar dafür, diese Erfahrung miterleben zu dürfen. Unser Fazit: dieser Wein erfährt mit der Reife eine außergewöhnliche Entwicklung. Wir freuen uns schon sehr darauf, wie sich unser aktueller Jahrgang im nächsten Jahr zeigen wird.

Lombardei – Pratello am Gardasee

Unsere Reise führte weiter in die Lombardei an der Westküste des Gardasees nach Padenghe, wo das Weingut, Gästehaus und Restaurant Pratello im Besitz von Dante und Vincenzo Bertola unvergleichliche Weine der Appellation Lugana und Vatenesi produziert. Bei der Ankunft wurde uns erklärt, dass das Gästehaus als Agriturismo frisch renoviert und ausgebaut wurde. 28 große und schick-rustikal eingerichtete Doppelzimmer werden hier betreut und das Anwesen bietet auch besondere Räumlichkeiten für Anlässe und Hochzeiten. Begrüßt wurden wir von Vicenzo Bertola und seine Tochter Naike, die zurzeit Weinbau und Önologie in San Michele all´Adige (Trentino) studiert. Gemeinsam fuhren wir hinaus in die Weinberge und Vincenzo erklärte uns, wie die Weinberge sich in Beschaffenheit und Höhe veränderten, je weiter man sich vom Gardasee entfernte. Das Gebiet westlich des Gardasees kann in 3 verschiedene Stufen eingeteilt werden. Je weiter man sich vom Gardasee entfernt, desto kalkhaltiger und steiniger wird das Terroir und desto mehr bekommt der Wein einen mineralischen Einfluss. Die steinigeren Böden in den oberen Gebieten haben es nicht ganz einfach, aber Vincenzo hat seine Weinberge vollkommen im Griff! Mit Pferdemist und Stroh bedeckt er die Böden der stark besonnten Weinberge. Dadurch schützt er sie vor übermäßiger Verdunstung und hindert das Wachstum von unerwünschten Beikräutern, die mit der Rebe um Wasser konkurrieren. Vincenzo arbeitet komplett ohne Herbizide und - in diesen Lagen - erosionsförderndem Grubbern, er weiß genau mit der Natur umzugehen und hat ein enormes Umweltbewusstsein. So hat er seine eigene „Pratello-Methode“ entwickelt, in der er seine Weinberge mit größter Rücksicht vor der Natur bewirtschaftet, auf Biodiversität setzt und einen eigenen Hofkreislauf bildet. In der untersten Ebene – näher am Gardasee – findet sich eine große, bunte Vielfalt an Zwischenfrüchten, Leguminosen wie Rosenklee die zwischen den Rebzeilen gepflanzt wurden, um der einseitigen Bewirtschaftung entgegenzuwirken. Auch andere Früchte wie Tomaten, Salat, Broccoli oder Fenchel wurde auf einer Parzelle gepflanzt, die im hauseigenen Restaurant verarbeitet werden. Wer Angst vor Bienen hat, sollte Vincenzos Weinberge lieber nicht begehen, denn die fühlen sich bei ihm pudelwohl. Damit auch die Erwachsenen von morgen beste Weine genießen können, arbeitet Vincenzo und Naike eng mit der Universität in San Michele all´Adige (Trentino) zusammen. Projekte die Biodiversität fördern werden hier aktiv unterstützt und umgesetzt.

Sowohl Vater Vincenzo, als auch Tochter Naike setzen sich für Biodiversität und Nachhaltigkeit ein.

Bei Tisch wurden uns beste Weine vorgesetzt. Besonders in Balance und Harmonie, mit gut eingebundenen Holzeinklängen, waren sich alle Weine einig. Vincenzo erzählte, dass gerade um den Gardasee herum die Einheimischen und Touristen den leichten Saint Emiliano Rosé (Namensgebend ist die dort stehende kleine romanische Kirche) dem traditionellen Lugana vorziehen. Er ist leicht, samtig, fruchtig sowie erfrischend und passt hervorragend in das Ambiente und die friedliche Atmosphäre rund um den Gardasee sowie zur regionalen Küche. Haben Sie sich schonmal gefragt, woher der „Mille1“ seinen Namen hat? Er passt zwar spitzenmäßig zu 1001 Spaghetti mit frischen Gartentomaten auf dem Teller, wurde aber eigentlich nach dem Padenghe Castle benannt, der im Jahr 1001 gebaut wurde.

Vielen herzlichen Dank – Vincenzo und Naike – für den unglaublichen Tag bei Pratello am Lago Di Garda!

Südtirol & Trentino – Weingut Peter Zemmer

Peter Zemmer weiß genau was er tut und ist ein Winzer mit Weitblick und großem Verantwortungsbewusstsein.

Unsere letzte Station unserer fünftägigen Reise führte uns in die alpine Bergsregion zum Weingut von Peter Zemmer in Kurtinig a.d.W. (Südtiol). Das 55 ha große Weingut, das 1928 von Peter Zemmers Eltern gegründet wurde, hat sich insbesondere den Weißweinen verschrieben, die gerade im Alpinen und milden Klima einen ganz besonderen Charakter entfalten. Die Weinberge – so erzählte Peter – genießen ein einzigartiges Klima durch den Einfluss des Gardasee Windes „Ora“. Durch diesen Föhneffekt trocknen hier die Trauben schneller bei Feuchtigkeit, wodurch ein geringerer Infektionsdruck herrscht und geringere Pflanzenschutzmaßnahmen erforderlich sind. Zusammen mit dem alpinen Bergklima ergeben sich beste Voraussetzungen für Weißweine mit Spitzenqualität, die sich klar, filigran und frisch zeigen. Die Rotweine sind authentisch, mit einem einzigartigen Ausdruck. Durch große Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht ergeben sich klar strukturierte Rotweine mit kräftigem Aroma. Peter erzählte, dass sich 2/3 seiner Weinberge auf einer Höhe von 400 bis 500 m befinden und 1/3 in der Talsohle bei 220 m ü. NN. Sein höchste Lage „Aldein-Eich“ ist sogar bei einer Höhe von 1030 m. Er genießt eine perfekte Südausrichtung und wächst auf einem Grundgestein aus Prophyr und Dolomitgestein. Besonders der Pinot Noir genießt hier beste Voraussetzungen. Wir durften, als ganz neuen Erstwein dieser Lage, einen Spätburgunder probieren und waren „hin und weg“ von seiner großartigen Eleganz und Harmonie. Ein weiteres Highlight war der Pinot Grigio aus der Lage „Giatl“ (umgangssprachlich „das kleine Gut“). Hier wachsen die Reben auf einem Boden, der von Kalk und Sand geprägt ist. Auch hier gibt es täglich aufkommende Winde, vom dem die elegante Rebsorte Pinot Grigio profitiert. Mit einem kräftigen Bukett und einer großen Aromenvielfalt in der Nase sowie einem kräftig-ausgewogenen Geschmack, war er ein Traum zur würzigen und regionalen Platte, bestückt mit tiroler Schinken, Tartar, Gemüse und italienischer Salami.

Auch hier sagen wir – ein großes Dankeschön – für die liebevolle Gastfreundschaft und einen tollen Einblick in die heiligen Räume des Weinguts.

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