<

Erntebericht 2022

Von Italien bis Südafrika - Wie war die Lese in 2022 und was sagen unsere Winzer?

Die weltweite Weinproduktion hat den Ertragswert von 2021 leicht unterschritten und liegt bei ca. 260 Mio. hl in 2022. Die OIV gibt allerdings zu bedenken, dass aus den wichtigen Weinbauländern China und Russland noch keine Informationen vorliegen und die Schätzung daher nicht präzise ist. In Europa melden Italien, Frankreich, Deutschland und Rumänien höhere Mengen als 2021, während Spanien, Griechenland und Portugal unter dem Vorjahr bleiben.

Italien

2022 war das trockenste Jahr in Italien seit 1800. Trotzdem konnten die italienischen Winzer in der Erntemenge ein leichtes Plus gegenüber 2021 verzeichnen sowie etwa 3% mehr ernten, als im 5-Jahresschnitt üblich ist. Während die italienischen Winzer 2021 knapp 50,23 Mio. hl geerntet haben, sind es dieses Jahr 50,27 Mio. hl.

Zwischen Juni und Juli ist die Niederschlagsmenge in Italien 46% geringer gewesen als im Durchschnitt der letzten 30 Jahre und darum wurde mit bangem Blick auf die Weinernte geschaut, doch durch flächendeckenden Regen im August hat sich die Situation wieder entspannt. Aufgrund der Hitze und Trockenheit gab es zum Glück keine Probleme mit Pilzinfektionen.

Großer Verlierer des Jahres war die Lombardei, die nach schweren Hagelstürmen Anfang Juli Verluste von über 20% gegenüber 2021 einstecken musste. Auch in Sizilien (-10%), Piemont (-9%) und Venetien (-3%) ist die Menge im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Mit 11,45 Mio. hl macht Venetien allerdings weiterhin den größten Anteil der italienischen Produktion aus. Positive Veränderungen können die Winzer aus der Toskana (+12%), Südtirol (+10%), Marken (+5%) und Apulien (+3%) melden. Im Friaul und den Abruzzen wurde das gute Vorjahresniveau gehalten. 

Il Poggione, Toskana

Allessandro Bindocci nennt Hitze als größte Herausforderung des Jahres 2022 und sieht diese als Folge des Klimawandels. Daraus folgt laut Bindocci die Notwendigkeit „in den Weinbergen so gut wie möglich zu arbeiten, […] um nicht unter diesen Ereignissen zu leiden“. Trotzdem erwartet er einen großartigen Jahrgang und ist von den Weinen überzeugt. 

Peter Zemmer, Südtirol

Dieser Einschätzung schließt sich auch Peter Zemmer an. Er sagt, 2022 ist „ein wertvoller Jahrgang mit großem Entwicklungs- und Reifepotenzial!“ Hitze und Trockenheit haben das Jahr in Südtirol ebenso geprägt wie in der Toskana und darum musste die Weinlese in manchen Lagen teilweise 21 Tage vor dem Vorjahr starten! Trotz spürbarer Auswirkungen des Klimawandels auf Menschen, Tiere und Pflanzen schaut Peter Zemmer mit Blick auf seine Weinberge optimistisch in die Zukunft. Durch die Südtiroler Bergwelt bleibt großes Potenzial um Weinreben in höheren Lagen zu pflanzen, in denen das Klima kühler und der Vegetationsverlauf der Pflanze unbeeinflusst ist.

Frankreich

Frankreich liegt mit einer geernteten Menge von 44,6 Mio. hl nur leicht über dem 5-Jahresschnitt aber 18% höher als 2021 mit 37,8 Mio. hl. Die regionalen Unterschiede sind auch in Frankreich substanziell.

Am stärksten zeigt sich dieser Kontrast im Languedoc-Roussillon. Die Situation Im Languedoc hat sich im Vergleich zu 2021 deutlich entspannt, wobei die Dürre im Roussillon deutliche Spuren hinterlassen hat. Insgesamt wurden in dieser Region zwischen 12 und 13 Mio. hl gelesen und damit deutlich mehr geerntet als 2021 (9,5 Mio. hl).

Die Winzer an der Rhône blicken erfreut auf die Ernte in 2022. Hitze und Trockenheit im Winter und Frühling waren auch hier das bestimmende Thema des Jahres aber die Winzer freuen sich auf eine gute Qualität mit hohem Alterungs- und Lagerungspotenzial. Der Präsident von "Inter Rhône", Philippe Pellaton, deklariert den Jahrgang als den besten der letzten 5 Jahre.

Die Champagne hat den Hektarhöchstertrag in 2022 auf 12.000 kg/ha und damit den höchsten Wert seit 10 Jahren festgesetzt. Die Menge ist natürlichen Schwankungen unterlegen aber der Höchstertrag konnte in den meisten Sektoren ausgenutzt werden.

 

Domaine Paul Mas, Languedoc-Roussilon

Mit Blick auf den Klimawandel sorgt sich Jean-Claude Mas am meisten über Spätfrost. Durch die zunehmend frühen Austriebe sind die Reben einem deutlich größeren Risiko bei Spätfrost-Ereignissen ausgesetzt. Neben den akuten Maßnahmen bei solchen Ereignissen setzt die Domaine Paul Mas auf spätreifende Rebunterlagen und möglichst späten Rebschnitt, um den Austrieb zu verzögern. Auch die steigenden Temperaturen stellen die Weingüter zunehmend vor Herausforderungen. Dieses Jahr wurde hauptsächlich während der Nacht geerntet, da morgens schnell die 30 Grad-Marke überschritten war.

Spanien

Die spanische Ernte ist ebenfalls großen regionalen Schwankungen unterworfen. Mit 40,05 Mio. hl ist sie etwa 6,77% unter dem Niveau der Vorjahresernte geblieben (37,34 Mio. hl.). Wie der Rest Europas hatte Spanien mit einer intensiven Hitzewelle und Mitte August mit überaus starken Regenfällen zu kämpfen.

Die Ernte in Castilla – La Mancha ist mit 20,04 Mio. hl in 2022 etwa 9,5% geringer als 2021 (22,13 Mio. hl), produziert damit aber immer noch über 50% des gesamten spanischen Weins. Vor allem in den unbewässerten Weinbergen sind die Erträge eingebrochen.

Mit einem Verlust von 1,5% in der DOCa Rioja sind die Verluste in Relation zum gesamtspanischen Rückgang gering. Insgesamt wird ein Ertrag von 2,09 Mio. hl erwartet (Vorjahreswert: 2,12 Mio. hl).

In der DO Rueda wurden 1,17 Mio. hl geerntet, womit eine deutliche Steigerung gegenüber 2021 stattgefunden hat (0,97 Mio. hl). Die produzierte Menge besteht zu über 99% aus Weißwein! Der hohe Ertrag kommt von großen Trauben mit sehr gutem Gesundheitszustand.

Bodegas Pedro Escudero, Rueda

In der DO Rueda war eine Herausforderung der Lese – neben den hohen Temperaturen – Gewitter und Starkregen kurz vor und während der Lese. Die Winzer konnten entweder möglichst viel vor dem Eintreffen der Schlechtwetterfront ernten oder das Vorüberziehen abwarten. Die späte Lese hat eine bessere Traubenreife versprochen, gleichzeitig allerdings das Risiko von Hagelschlag und Pilzinfektionen gebracht – eine schwere Entscheidung. Bodegas Pedro Escudero ist das Risiko eingegangen und mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Die Weinqualitäten sind hervorragend, einzig der Sauvignon Blanc hat unter dem Hagel gelitten und kann daher dieses Jahr nicht produziert werden. Grundsätzlich kämpft Escudero mit Wassermangel in den Weinbergen, der durch Klimawandel und steigende Temperaturen ein immer größeres Problem wird. Daher widmet das Weingut einen großen Teil der Ressourcen auf den Erwerb von Böden und Ländereien mit besserem Wasserspeichervermögen und versucht die individuelle Belastung der einzelnen Reben zu reduzieren. Daraus resultieren bessere Qualitäten und langlebigere Reben.

Österreich

2022 verspricht, ein guter Jahrgang zu werden, trotz einer leicht unterdurchschnittlichen Erntemenge von ca. 2,4 Mio. hl. Wie im Rest Europas war es auch hier das ganze Jahr zu trocken, mit Ausnahme von starken Regenfällen in der Blüte, die zu einem hohen Pilzdruck geführt haben. In den Junganlagen mussten Trauben reduziert werden, um die Reben vor übermäßigem Trockenstress zu schützen.

Südafrika

Im globalen Süden steht bereits die Weinernte 2023 vor der Tür. Die Prognosen in Südafrika sind besorgniserregend, es wird das viert-schwächste Ergebnis seit 17 Jahren erwartet. Besonders die Bewässerung der Weinberge in Kombination mit steigenden Preisen für Betriebsmittel und Personal sind eine Herausforderung für die südafrikanischen Winzer.

Neuseeland

Prognosen für die Weinernte 2023 in Neuseeland stehen noch nicht zur Verfügung. 
In 2022 ist die Produktionsmenge gegenüber 2021 um 44% auf insgesamt 4,15 Mio. hl gestiegen. In Marlborough kann sogar ein Plus von 54% verzeichnet werden. Damit konnten die leeren Lager wieder aufgestockt werden.